Die Vacher Hofwiesen: ein Herzensprojekt

Für N-ERGIE Mitarbeiter Günther Ringel fängt Artenschutz bei jedem Einzelnen an. 2021 hat er das Projekt der Vacher Hofwiesen ins Leben gerufen - ein Beitrag zum Erhalt einheimischer Artenvielfalt.
Als Tier- und Naturfreund weiß man kaum, wohin man zuerst blicken soll: Hoch oben ziehen Störche erhaben ihre Kreise, Turmfalken jagen in luftiger Höhe für ihren Nachwuchs. Auf den Streuobstwiesen weiden gemächlich Schafe, während Insekten geschäftig brummen und summen. Ein plätscherndes Bächlein schlängelt sich durchs Gelände, begleitet von unauffällig schleichenden Kleintieren. So viel lebendige Natur sieht man noch selten. Rund 27.000 Quadratmeter widmet Günther Ringel seinem Herzensprojekt, den Vacher Hofwiesen – eine Art „Regenwald“ in Franken. Gemeinsam mit dem Hofwiesenteam pflanzt er Bäume, baut Nistkästen, sät heimische Blühwiesen und bewirtschaftet das Gelände schonend und naturnah. Nur die Störche sind bei ihm noch nicht eingezogen. „Der Storchenmast steht aber schon mal bereit“, sagt Ringel.
Ein großzügiger Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen
Die Fläche erbte N-ERGIE Mitarbeiter Günther Ringel vor einigen Jahren von seinen Eltern, die dieses noch konventionell bewirtschafteten. „Wir sind da nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen“, erzählt er rückblickend. Heute bietet er hier ein geschütztes Refugium für heimische Tiere und Pflanzen. „Uns ist wichtig, dass hier nur heimische Arten wachsen.“ Von exotischen Pflanzen hält er wenig, von versiegelten Flächen noch weniger: „Jede und jeder kann zumindest einen kleinen Beitrag zum Ökosystem leisten, selbst wenn es nur das Stehenlassen von Brennnesseln ist. Die mögen unsere einheimischen Falter.“
Dieses Umdenken liegt Günther Ringel am Herzen. „Die Böden sind überdüngt, und unter der Massentierhaltung leiden Millionen von Tieren und letztendlich auch der Mensch“, sagt er. „Gespritzte Monokulturen lassen die Artenvielfalt massiv zurückgehen.“

Günther Ringel denkt vor allem auch an künftige Generationen, die vom "Regenwald" in Franken profitieren werden.
Obstbaum-Patenschaften für den Artenschutz
„Wir wollen wieder Streuobstwiesen wie früher“, sagt Ringel, der sich dem Öko-Landbau verschrieben hat. Die Flächen sollen von der grasdominierten Monokultur befreit und zu artenreichen Streuobstwiesen umgewandelt werden. „16 alte Obstsorten haben wir schon gepflanzt.“ Für die rund 200 Bäume gibt es Patenschaften: „Jede Patin oder jeder Pate erhält einen Hochstamm-Obstbaum und einen kleineren, frühtragenden Buschbaum am Wiesenrand.“ Die großen Bäume sollen bis zu 150 Jahre alt werden. Früchte tragen werden sie erst in 10 bis 15 Jahren, trotzdem haben alle Bäume bereits Paten gefunden. „Bis dahin überbrücken wir mit den kleinwüchsigen Bäumen. Die tragen oft schon im ersten Jahr.“
Unübersehbar ragt am Rand der Wiese ein hoher „Multi-Mast“ empor. Möglich gemacht wurde das durch das Engagement vieler Unterstützer. Ringel hat ihn mit Unterkünften für unterschiedliche Arten ausgestattet: „Oben ist ein Storchenhorst, darunter Waben für Mauersegler.“ Hinzu kommen Kästen für Fledermäuse, Mehlschwalbennester – einige sogar mit Kamera – sowie von Spechten aufgeklopfte Höhlen, die inzwischen von Staren bezogen wurden.
In einer gemeinsamen Aktion haben Jugendliche zusammen mit dem Hofwiesenteam über 20 Insektenhotels gebaut, Ansitzstangen für Greifvögel aufgestellt, Sandsäulen für Wildbienen errichtet und Kopfweiden gesetzt. „Auch bei der Pflanzung der vielen Obstbäume hatten wir tatkräftige Unterstützung von Freiwilligen.“
Vogelschutz und Falkenberingung
Nicht nur die Mehlschwalbennester stehen bei Günther Ringel unter Beobachtung. Auch das Turmfalken-Nest in der alten Scheune ist mit einer Kamera ausgestattet. So können er und seine Familie die Jungfalken jederzeit per App beobachten.
Da die kleinen Falken inzwischen groß genug sind, steht heute die Beringung an. Günther Ringel, der sich in der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz engagiert, weiß genau, worauf es dabei ankommt: Die Jungvögel dürfen weder zu klein noch zu groß sein. Ist der Ring zu weit, kann er abrutschen, sind die Tiere zu kräftig, birgt das Verletzungsrisiken.
Zur Beringung ist Günter Löslein zu den Hofwiesen gekommen. Auch Günther Ringels Tochter Lena ist mit dabei, ebenso eine Kindergartengruppe aus Vach, die sich das tierische Ereignis nicht entgehen lassen möchte.
Ein kurzer Blick auf die App: Ist Falken-Mama gerade unterwegs? Dann geht alles ganz schnell: Löslein und Ringel holen die Jungtiere vorsichtig aus dem Nest und setzen sie behutsam in einen Eimer. Ein Falke nach dem anderen wird herausgehoben und mit einem kleinen Ring von der Vogelwarte Radolfzell versehen. „So können wir immer nachvollziehen, woher sie stammen“, erklärt Ringel.
Nach rund zehn Minuten ist die Aktion beendet, die jungen Falken warten wieder wohlbehalten in ihrem Nest: Wo bleibt das Futter?
Mehr Informationen zu den Vacher Hofwiesen:
Website: https://vacher-hofwiesen.de/
Instagram: vacher.hofwiesen

In Vach teilen sich Turmfalken und Störche den Himmel.
