Strom speichern, das Netz entlasten

Johannes Kempe von der N-ERGIE Netz GmbH hat sich in seiner Masterarbeit intensiv mit Großbatteriespeichern und ihrer Wirkung aufs Stromverteilnetz beschäftigt.
Über die Rolle von Großbatteriespeichern: Johannes Kempe erhält VDI-Preis
Die Zahl an Erneuerbaren, insbesondere PV-Anlagen, ist auch in unserer Region im vergangenen Jahr weiter rekordmäßig angestiegen – eine enorme Herausforderung für das Stromverteilnetz. Neben umfangreichen Ausbaumaßnahmen prüft die N-ERGIE Netz GmbH weitere entlastende Faktoren wie den Einsatz von netzdienlichen Batteriespeichern. Johannes Kempe (25) erklärt, wann solche Anlagen tatsächlich dem Netz dienen, und warum er das Thema faszinierend findet.
An was denken Sie beim Thema Energiewende zuerst?
Daran, wie bedeutend diese Wende für die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung ist, insbesondere im Hinblick auf die öffentliche Wahrnehmung. Und ich denke natürlich an meinen Aufgabenbereich: Es geht um große Batteriespeicher, genauer gesagt um die Frage, inwieweit diese zum Erfolg der Energiewende beitragen können. Da gibt es leider keine einfache Antwort – aber genau die Chancen und Grenzen auszuloten, finde ich sehr spannend.
Worauf kommt es beim Einsatz dieser Batteriespeicher an?
Vereinfacht gesagt unterscheiden wir grundsätzlich zwischen marktdienlichen und netzdienlichen Anlagen: Erstere sind ausschließlich auf den wirtschaftlichen Erfolg hin ausgerichtet, also auf das Be- und Entladen des Stroms zum richtigen Zeitpunkt, sprich dann, wenn der Preis an der Strombörse entsprechend von Vorteil ist. Diese Reaktion auf den deutschlandweit einheitlichen Börsenstrompreis kann zeitweise aber im Widerspruch mit der Netzsituation am Standort des Speichers stehen.
Bei den netzdienlichen Speichern steht dagegen die lokale Netzstabilität im Vordergrund, also die Frage: Wie können sie das Stromnetz unterstützen, bei Engpässen für Entlastung sorgen und so letztendlich auch den Netzausbau reduzieren, Redispatchkosten einsparen und damit mehr erneuerbare Energie nutzbar zu machen.
(Mehr zu Batteriespeichern allgemein lesen Sie hier.)

Freude bei der offiziellen Preisverleihung in Sandreuth (von links): Stefan Schindler, Leiter Systemführung Strom bei der N-ERGIE Netz GmbH, Thomas Bruch, Gruppenleiter Netzentwicklung Strom und Betreuer der Masterarbeit seitens der N-ERGIE Netz GmbH, Kerstin Fröhlich, Geschäftsführerin der N-ERGIE Netz GmbH, Preisträger Johannes Kempe und Prof. Dr.-Ing. Georg Rosenbauer von der Hochschule Ansbach.
Wie kam es zu Ihrem Interesse an der Energiewende und dem Stromverteilnetz?
Als Nürnberger kannte ich die N-ERGIE natürlich schon immer und habe mich im Bachelorstudium für ein Praktikum beworben. Der Einsatz im Netzservice Nürnberg war sehr interessant und lehrreich, da war ich viel mit den Kollegen unterwegs und habe die Netzinfrastruktur kennengelernt.
Kurz nach dem Beginn der Corona-Pandemie wurde ich Werkstudent in der Netzentwicklung Strom. Nach einem Auslandspraktikum in Belgien bei Audi – Bereich E-Fahrzeuge – habe ich in der Netzentwicklung auch meine Bachelorarbeit geschrieben. Und bin dann auch im Masterstudium – Energiemanagement und Energietechnik (EMT) an der Hochschule Ansbach – Werkstudent geblieben, unter anderem mit Einsatz in der Systemführung. Meine Masterarbeit sollte für beide Abteilungen von Nutzen sein. Gemeinsam haben wir folgenden Titel formuliert: „Analyse der Betriebsstrategie von marktdienlichen Großbatteriespeichern und Entwicklung netzdienlicher Anwendungsfälle“.
Mit Erfolg. Sehr großem sogar: Sie wurden für Ihre Masterarbeit mit dem VDI-Preis 2024 ausgezeichnet – herzlichen Glückwunsch! Kam das überraschend?
Ja, allerdings (lachend). Ich wusste nicht mal, dass mein Professor Georg Rosenbauer die Arbeit eingereicht hatte. Umso mehr war ich erstaunt, als ich es dann von ihm erfahren habe. Die offizielle Preisverleihung fand bei der N-ERGIE in Sandreuth statt. Über den festlichen Rahmen, die vielen lobenden und wertschätzenden Worte habe ich mich wirklich sehr gefreut.
Das klingt nach einem perfekten Start ins Berufsleben. Mit welcher Motivation und Zielsetzung geht es nun weiter?
Die Entwicklung ist so dynamisch, da wird es bestimmt nicht langweilig. Aktuell geht es um die Frage, wo und wie wir netzdienliche Speicher in unser Netz integrieren können, da betreten wir wie alle anderen Verteilnetzbetreiber Neuland (Infos dazu hier). Da sind noch einige Details zu klären, vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Langfristig müssen wir sehen, wie sich, neben dem weiteren EE-Zubau, auch die Anforderungen ans Verteilnetz mit dem Verbraucherverhalten weiterentwickeln. Also: Wie wirken sich die zunehmenden PV-Anlagen auf Privathäusern, mehr Wärmepumpen und E-Autos aus, sobald sie über intelligente Messysteme, sprich Smart Meter, angebunden sind.
Stichwort Top-Arbeitgeber Frankens: Was gefällt Ihnen noch bei der N-ERGIE Netz GmbH?
Ich fand es von Anfang an super, dass ich ein verantwortungsvolles Thema selbstständig bearbeiten darf – ohne allein gelassen zu werden. Das macht Spaß und ist unglaublich motivierend. Außerdem ist die Stimmung im Team sehr gut, da ist auch Platz für Humor. Und die Vergünstigung beim Deutschlandticket ist super – mit 15 Euro Eigenanteil die Öffis überall nutzen zu können, ist echt praktisch und so lässt man das Auto tatsächlich öfter stehen.
Wie laden Sie privat ihren Energiespeicher wieder auf?
Ich begeistere mich unter anderem für Fußball. Außerdem bin ich seit über zehn Jahren beim Ruderverein Nürnberg am Dutzendteich und helfe da auch in der Jugendarbeit sowie bei unserer jährlichen Regatta mit. Im Urlaub bin ich gerne am Meer. Egal ob an Land oder auch auf einem Segelboot – auf das richtige Verhältnis zwischen Aktivität und Entspannung kommt es an.
