Wie Kinder spielerisch zu Umweltexperten werden
Der Wecker klingelt. Schnell geht es unter die Dusche, das Radio läuft. Die Kaffeemaschine bereitet währenddessen den ersten Cappuccino vor, danach müssen noch die Zähne geputzt werden – natürlich mit der elektrischen Zahnbürste. Und bevor es aus dem Haus geht, wird noch schnell die Waschmaschine angeworfen. Ines Hansen sitzt im Turnraum des Kinderhauses Pfiffikus in Marloffstein und schildert den Vorschulkindern, wie ein typischer Morgen aussehen kann. Die Mädchen und Jungen stehen um ein buntes Schwungtuch herum und haben nun eine besondere Aufgabe: Sie müssen bildlich machen, was eigentlich abstrakt ist, nämlich das Thema Energie.
Bei dem heutigen Experiment bedeutet das: Viel Bewegung mit dem Schwungtuch heißt, dass viel Energie gebraucht wird – und umgekehrt. Die Vorschulkinder bringen das Tuch ordentlich in Schwung. Doch da geht noch mehr! Nämlich, als Ines Hansen nun schildert, dass jetzt überall im Haus die Lichter angemacht werden. Und der Fernseher noch dazu. Und der Toaster. Die Kinder rütteln und reißen das Tuch nach oben und unten, immer schneller. Und sie haben Spaß. Spaß am Thema Umwelt und Energie.
Mission erfüllt!
Der Hintergrund des Besuchs von Ines Hansen ist nämlich ein wichtiger: Bereits die Kleinsten sollen auf die Bedeutung der Ressource Energie aufmerksam gemacht und für den sparsamen Umgang damit sensibilisiert werden. Aus diesem Grund arbeitet die N-ERGIE Schulinformation bereits rund 15 Jahre mit Ines Hansen, die auch als die „Umweltclownin“ bekannt ist, zusammen. „Ich schätze an ihr sehr, wie spielerisch und mit welcher Leichtigkeit sie so ein komplexes Thema vermittelt. Auch ihre pädagogischen Fähigkeiten überraschen mich immer wieder, wie auch Ihre Spontanität. Da wird auch mal ein Bürgermeister, der sich das Projekt in seiner Gemeinde anschaut, auf eine Traumreise mitgenommen, da die Vorschulkinder alle krank waren, sagt Claudia Jordan von der Schulinformation.
Vier Wochen im Jahr besucht die Umweltclownin Kindergärten im Netzgebiet der N-ERGIE und führt die Vorschulkinder kindgerecht an die Themen Strom und vor allem Stromsparen heran.
Und das geschieht mit verschiedenen spielerischen Elementen. So kommt neben dem Schwungtuch auch ein Riesenmemory zum Einsatz. Hier erspielen sich die Mädchen und Jungen Antworten auf die Frage, woher der Strom kommt. Auf den großen Holzplatten entdeckten sie bekannte und ihnen bisher unbekannte Elektrogeräte. Sie müssen überlegen, welche Gegenstände sich darunter gemogelt haben, die gar keinen Strom brauchen. Das ist gar nicht so leicht!
„Oft wissen die Kinder nicht, was alles Strom braucht und dass der Strom manchmal unbemerkt einfach weiterläuft. Oder dass es Geräte gibt, die Strom verbrauchen, obwohl man kein Kabel sieht. Oft fehlen bei den Kindern die Basics“, berichtet Ines Hansen von ihren bisherigen Erfahrungen als Umweltclownin, die in ganz Deutschland unterwegs ist. „Manchmal können sie erklären, was ein Niedrigenergiehaus ist, aber wissen nicht, wozu man ein Bügeleisen braucht.“ Damit das Projekt den Kindern lange in Erinnerung bleibt, bekommen sie einen funkelnden Stein geschenkt sowie ein Heftchen für zuhause, so dass sie das Erlernte auch mit den Eltern umsetzen können.
Insgesamt beobachtet Ines Hansen, dass das Thema Energie und Energiewandel die Kinder immer mehr umtreibt. „Es beschäftigt sie sehr. Die Kinder haben auch in gewisser Weise Angst davor. Hier ist es wichtig, sie stark zu machen für das richtige Bewusstsein. Und hier müssen die Eltern eben auch ein Vorbild sein. Doch leider priorisieren Erwachsene oft anders. Für sie ist es bequemer, für eine kurze Strecke das Auto zu nehmen. Dabei reicht es doch manchmal aus, einfach morgens zehn Minuten eher aufzustehen und dann eben mal zu laufen.“
Über die Umweltclownin Ines Hansen
Die „Umweltclownin“ Ines Hansen begann 1989, nach einer Erzieherausbildung und dem Studium der Heilpädagogik, freiberuflich mit Kindern zu arbeiten. Schnell kam sie auf die Idee, das Thema Umwelt den Kindern spielerisch näher zu bringen und ging an Schulen in ganz Deutschland – zum Beispiel im Auftrag von Energieunternehmen. Ende der 80er Jahre war sie mit dem Thema Umwelt eine Vorreiterin. Erst rund zwei Jahre später erschien dieses auf dem Lehrplan. Seitdem tourt die aus dem Ruhrgebiet stammende Pädagogin durch ganz Deutschland. Mit der N-ERGIE arbeitet sie seit rund 15 Jahren zusammen.
„Klimabündel“ für ein nachhaltiges Erleben
Der Besuch der Umweltclownin ist jeweils der Start des sogenannten Klimabündels, das die N-ERGIE Schulinformation passgenau für Kindergärten geschnürt hat. Zweiter Bestandteil ist der Besuch des Museums im Koffer ein paar Wochen später, bei dem alles Gelernte rund um die Themen Energie und Energiesparen noch einmal vertieft wird. Zudem erhalten alle Kindergartenkinder einen eigenen Energiepass, den sie mit nach Hause nehmen und in den sie ihren Umgang mit Energie ankreuzen können. So lernen sie nicht nur im Kindergarten, sondern auch zu Hause, was es bedeutet, ein „Energiesparfuchs“ zu sein.