Der Laden läuft
Seit Mai 2022 gibt es den Dorfladen mit Café am Ortsrand von Obereisenheim im Landkreis Würzburg. Geschmackvoll gestaltet und gut sortiert, ist er Treffpunkt und Einkaufsgelegenheit für Einheimische und Durchreisende.
Der Dorfladen mit Café ist im Ort und bei der Kundschaft angekommen. Der Supermarkt bietet alles, was man für den täglichen Bedarf braucht. Auch frische Wurst- und Backwaren und sogar eine heiße Theke. „Wir brauchen viel Leberkäse“, schmunzelt Simone Ender, Geschäftsführerin und Marktleiterin des Dorfladens. Bei schönem Wetter lädt die gemütliche Terrasse zu einer Pause ein. Und wer ein E-Auto fährt, kann es während Einkauf und Kaffeepause laden.
Projekt mit Herz
Wichtig sind das große Sortiment und die moderaten Preise: „Wir können nicht davon leben, dass die Menschen nur das kaufen, was sie anderswo vergessen haben. Deshalb setzen wir eher auf Umsatz als auf Marge. Man kann endlos teuer sein, aber dann kauft halt keiner mehr ein.“ Simone Ender ist überzeugt: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Christian Holzinger, Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender des Dorfladen Eisenheim GmbH ergänzt: „So ein Dorfladen bedeutet viel Arbeit und erfordert Mut. Aber hinterher, wenn’s läuft – und bei uns läuft’s – dann ist er auf jeden Fall ein Vorzeigeprojekt.“
Vor etwas mehr als zehn Jahren war das nicht so sicher: Die Bürgerschaft wünschte sich einen Dorfladen. Eine stille Gesellschaft mit einem ehrenamtlichen Beirat wurde gegründet. Simone Ender war dabei und wurde später eine der ehrenamtlichen Geschäftsführerinnen. „Wir waren komplette Laien auf diesem Gebiet und mussten alles lernen“, erinnert sich die heutige Marktleiterin. Trotz der Mehrheitsentscheidung im Gemeinderat gab es auch in der Kommune kritische Stimmen: „Zu teuer, funktioniert sowieso nicht.“ Bürgermeister Holzinger übernahm also bei seinem Amtsantritt 2020 ein Projekt mit vielen Fragezeichen – wenn auch ein Herzensprojekt seines Vorgängers.
„So ein Dorfladen bedeutet viel Arbeit und erfordert Mut. Aber hinterher, wenn’s läuft – und bei uns läuft’s – dann ist er auf jeden Fall ein Vorzeigeprojekt.“
Christian Holzinger
Viel ehrenamtliche Arbeit
Doch dann war es tatsächlich soweit: Ein geeignetes Grundstück und mit der Modulbauweise ein vergleichsweise kostengünstiges Verfahren waren gefunden, ein Kredit aufgenommen und die Zuschüsse über das Amt für ländliche Entwicklung genehmigt. Im Mai 2022 wurde Eröffnung gefeiert. „Ziel der Kommune ist, dass wir den Laden langfristig betreiben können und am Ende eine schwarze Null steht“, so Christian Holzinger. Dazu gehörte von Anfang an auch viel ehrenamtliche Arbeit. Eine Leistung, die der Bürgermeister besonders hervorhebt: „Der Laden würde nicht funktionieren, wenn jede Arbeit bezahlt werden müsste.“ Neben den Ehrenamtlichen gibt es auch angestellte Mitarbeiterinnen. Sie tragen ebenfalls zum Erfolg des Ladens bei, indem sie zusätzliche Aufgaben übernehmen, etwa die Bestellungen. Auch Simone Ender bekommt inzwischen eine Vergütung. Bürgermeister Holzinger ist froh, dass sich das finanzieren lässt: „Es kann nicht sein, dass jemand über Jahre hinweg 30 Stunden die Woche nur für gute Worte arbeitet.“
Vitaler Treffpunkt
Dass der Einsatz sich lohnt, zeigen nicht nur die Zahlen. Der Dorfladen mit Café ist ein Treffpunkt geworden, stärkt das Gefühl zusammenzugehören. „Man trifft Leute, die hat man sonst nur alle paar Wochen mal gesehen. Jetzt kommen sie in den Dorfladen und treffen sich wiederum gegenseitig“, betont Simone Ender. Es gibt Lesungen, Weinproben und Vorträge im Café. Stammtische, Strickgruppen, Seniorentreffs und Geburtstagsrunden kommen zusammen. Oder der Bürgermeister nutzt das Café für kommunale Termine: „So kann ich den Dorfladen vorstellen und gleichzeitig ist das Catering abgedeckt.“
Die Kindergartengruppe besucht den Dorfladen genauso wie die Touristinnen und Touristen, die den örtlichen Wohnmobilstellplatz nutzen oder mit dem Rad in der Gegend unterwegs sind. Für Bürgermeister Holzinger sind Dorfladen und Café ein wichtiger Beitrag zur Vitalität der Ortschaft. Trotz Strukturwandel in Landwirtschaft und Weinbau blickt er optimistisch auf die Zukunft seiner Kommune: „Wir liegen zentral, in einer schönen Tallage am Fluss, rundum die Weinberge. Wir wohnen dort, wo andere Urlaub machen.“ Die Ortskerne von Ober- und Untereisenheim wurden in den letzten Jahren erneuert, alle Gebäude kürzlich ans Glasfasernetz angeschlossen. Die Wege nach Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg sind kurz. Und gäbe es Bauland oder freien Wohnraum, würde Eisenheim wohl stärker wachsen. Aber: „Wir wollen den Charme des Ortes erhalten. Wer hier lebt, lebt gerne hier“, weiß der Bürgermeister. Und er muss es wissen: Er ist in Untereisenheim aufgewachsen.