Gut versteckt im Wald

© N-ERGIE, Marko Godec

Möchten Sie Energie in der Natur tanken? Der Baumbilderweg des Osternoher Malers Peter Paul Kraus bietet die ideale Gelegenheit dazu. Sein Weg hat gleich mehrere Anfänge – fangen wir einfach irgendwo an. 

Zum Beispiel am oberen Parkplatz beim Igel-Wirt in Osternohe. Dort steht weithin sichtbar eine Trafostation der N-ERGIE. Im Sommer 2022 haben junge Menschen aus Osternohe und Schnaittach sie zusammen mit dem Künstler Carlos Lorente künstlerisch gestaltet. Die Tür des Trafohäuschens öffnet den Zugang zu einer weiteren Kunstaktion: Hier ist die Wegbeschreibung des Baumbilderwegs zu finden. Wer ihr folgt, kann auf fast sechs Kilometern viel am Wegesrand entdecken. Für Kinder wird die kleine Wanderung zum großen Abenteuer, und auch Erwachsene freuen sich an den Kunstwerken, die zugleich liebe- und humorvoll gestaltet sind.

Wo sich Fuchs und Waschbär treffen

Das zeigt sich gleich zu Beginn der 1,8 Kilometer langen Nord-Süd-Schleife des Weges um den Osternoher Schlossberg. Wem die Figur mit der OP-Maske am Handgelenk bekannt vorkommt: Sie ist Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ nachempfunden. Und wie immer steckt im Scherz ein ernster Kern: „Wenn Corona nicht gewesen wäre, gäbe es diesen Weg nicht“, erzählt Peter Paul Kraus, auch bekannt als PPK. So gesehen stehen die Bilder von Fuchs und Waschbär ebenfalls für den Anfang des Baumbilderwegs. Peter Paul Kraus hat sie für eine Gemeinschaftsausstellung gemalt, konnte sie aber dort nie präsentieren, weil die Pandemie das kulturelle Leben auf Eis legte. Heute zeigen sich die beiden aufmerksamen Besucher*innen auf diesem Teilstück des Weges.

Wie der Pumuckl seinen Meister fand

Bis es so weit war, musste jedoch erst einmal die Idee des Baumbilderweges ihren Anfang nehmen: Das geschah, als der Künstler auf einer Bank saß und ein abgestorbener Kirschbaum seine Aussicht behinderte. Den Baum zu entfernen, kam nicht infrage. Aber den Anblick zu verschönern sehr wohl. Mit dem frechen Pumuckl, heute die letzte Entdeckung auf der Ost-West-Schleife, war das Projekt „Baumbilderweg“ geboren.

Inzwischen treffen findige Wandersleute auf über 60 mehr oder minder versteckte Tiere, Tiergruppen und Figuren. Darunter liebevoll naturalistisch gestaltete Tiere wie den Specht oder das schlafende Eichhörnchen, die sich perfekt in ihre Umgebung einfügen. Aber auch Werke mit Aha-Effekt wie den Biber, der den dicken Baum scheinbar so heftig bearbeitet hat, dass er umzufallen droht. Oder Pippi Langstrumpf beim Ski- und Biker-Lift, die einen ganzen Baumstamm in die Höhe stemmt. „Da stimmt die Perspektive nicht mehr“, ärgert sich der Künstler, „beim Original hat’s noch gepasst – es war ein bisschen größer.“ Astrid Lindgrens Heldin hatte es offensichtlich jemand so angetan, dass sie gleich mitgenommen wurde. Nun hängt dort eine Kopie.

Was im Wald so alles los ist

Überhaupt: Die Kunstwerke in der Natur sind allerhand Risiken ausgesetzt: Der zerfetzte Marder im Totholz war nicht mehr zu retten: „Den habe ich im Winter neu gemalt. Vermutlich ist er im Zweikampf mit einem echten Artgenossen unterlegen“, schmunzelt der Künstler. Auch das Eichhörnchen war schon verschwunden. „Über Instagram habe ich dann eine Suche gestartet. Und siehe da: Plötzlich war es wieder da“, freut er sich. Grund genug, regelmäßig bei seinen Schützlingen vorbeizuschauen. „Wenigstens einmal im Monat mache ich die ganze Tour – sommers wie winters“.

Wie der Igel zu den Flaschen kommt

Dabei kommt Peter Paul Kraus auch an seinem Lieblingsplatz vorbei: „Wenn die Tage länger werden, gehe ich durch den Wald zu meinem Stammtisch beim Igelwirt. Dann sitze ich hier vorher oft eine Stunde lang. Die grauen Bänke habe ich restauriert schon bevor es den Baumbilderweg gab.“ Deshalb gehört natürlich auch der Igel, das Logo des Gasthofs, zum Baumbilderweg. Wer genau hinschaut, entdeckt die Flaschen unterm Arm, die er aus dem Weinkeller geholt hat. So enthalten viele Abbildungen Anregungen für ganze Geschichten – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Im Winter bleibt dann mehr Zeit für neue Werke und Reparaturarbeiten. An Ideen mangelt es dem Künstler immer noch nicht. „Manchmal sagen mir auch die Leute, was noch fehlt.“ Die Waldfee ist so entstanden. Und die Felsen an der Windburg warten geradezu auf einen Steinbock, der sie erklimmt. „Die Originale behalte ich inzwischen lieber zu Hause. Ich fotografiere sie hochauflösend und lasse sie auf eine stabile Folie drucken“, haben die Erfahrungen PPK gelehrt.

Was aus dem kleinen Peter geworden ist

Peter Paul Kraus ist bekannt in und um Osternohe. Menschen, die ihm begegnen, sprechen ihn oft an: „Sie sind doch der Künstler“, und meinen damit nicht nur seine Baumbilder. Der umtriebige Maler hat auch ein verlassenes Haus am Schnaittacher Marktplatz gestaltet. Und wer sich die Schlossruine am Rande des Baumbilderwegs anschaut, begegnet dort einem Hinweis auf die Ortschronik. Deren Verfasser ist – wie könnte es anders sein – Peter Paul Kraus.

Dem kleinen Peter war dieser Weg nicht unbedingt vorgezeichnet: Der respekteinflößende Berufsberater schickte das Arbeiterkind kurzerhand in eine Malerlehre, denn gern gemalt hat er damals schon. „Dann habe ich halt Fenster, Wände und Türen angemalt“, erklärt er. Doch die herausragend abgeschlossene Gesellenprüfung öffnete neue Türen. Erst einmal in die weite Welt: Wochenlang war er beruflich unterwegs in Amerika, Asien, Australien. „Im Berufsleben hatte die Malerei keinen Platz.“ Umso mehr genießt der 74-Jährige heute die kreativen Möglichkeiten, die ihm seine Kunst eröffnet.

Der Baumbilderweg wird deshalb immer wieder einen Besuch wert sein. Denn wer weiß, welche neue Überraschung dann hinterm nächsten Baumstamm wartet.

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