Ja, so warn’s – die alten Römersleut …

© N-ERGIE, Sabine Ihle

Ganz ähnlich, nur mit zwei Stockwerken, sah der römische Gutshof in Möckenlohe vor bald 2.000 Jahren aus.

Gleich bei der alten Römerstraße am Ortsrand von Möckenlohe steht ein römischer Gutshof. Zugegeben, nicht ganz im Original, aber das wäre ja auch ein Wunder nach bald 2.000 Jahren.

Gut sichtbar sind die römischen Mauern der Villa Rustica immer noch. Den Rest haben Michael Donabauer und seine Söhne wieder aufgebaut. Wissenschaftlich begleitet und tatkräftig unterstützt von Handwerkern. Michael Donabauers Sohn Robert führt heute als Vorsitzender des Vereins Römervilla Möckenlohe e.V. das Lebenswerk des 2020 verstorbenen Vaters fort.

Das Geheimnis des goldenen Kalbs

Als Michael Donabauer vor 60 Jahren auf seinem Grundstück zufällig auf Mauerreste stieß, blieb er erst einmal gelassen. „Was drin ist, bleibt drin“, soll er gesagt haben. Aber die Steine wollten nicht ruhen: „Hier ist das goldene Kalb begraben“, wurde gemunkelt. Und auch Robert Donabauer erinnert sich, wie er als Kind beim „Steine klauben“ immer wieder auf die alten Mauern und andere Überbleibsel aus der Vergangenheit stieß. Die Bilder eines Luftbildarchäologen sorgten 1983 für Klarheit: Hier stand ein römischer Gutshof mit zahlreichen Nebengebäuden, einem Brunnen und einem Badehaus.

So haben die spätrömischen Bauern in der Limesregion gelebt

Zunächst wurden die Mauern und Fundstücke in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gesichert. „Die unteren Steine sind original, wir haben auf die Grundmauern draufgebaut“, schildert Robert Donabauer die Anfänge und lächelt verschmitzt: „Das dürfte man heute nicht mehr machen“. So entstand Stück für Stück neben dem Hof der Familie Donabauer der alte römische Gutshof wieder. Hier sind Fundstücke ausgestellt, die zeigen, wie die römischen Bauern lebten: Haarnadeln und Spiegel, Spielteller und -steine, Geschirr, Reste von Hufschuhen, Splitter von Fensterscheiben, Schlösser, Scharniere und Fenstergitter sind Überbleibsel, die viel über den Alltag in einer längst vergangenen Zeit erzählen.

Das goldene Kalb bleibt verschwunden

Vom großen Repräsentationssaal aus sieht man die Überreste der Hypokaust-Heizung. Die Wand- und Fußbodenheizung wurde durch ein Schürloch von außen mit Holz bestückt. Hohlräume, -ziegel und kleine Kamine sorgen dafür, dass die warme Luft sich ausbreiten konnte und die Bewohner*innen es gemütlich hatten. Eine schwere Eichentür führt aus dem Saal in den Säulengang Richtung Küche und Keller. Hier könnte doch das sagenhafte goldene Kalb versteckt sein? „Das dachten die Leute auch, aber da waren nur Scherben und Knochen“, lacht Robert Donabauer. Schade eigentlich. Interessant ist der Keller dennoch. Denn er hat keine Stufen (klar, schließlich mussten auch Fässer rauf und runter gerollt werden) und Löcher im Boden. Letztere sorgten dafür, dass die Vorratsbehälter einen guten Halt hatten.

Probieren geht über konstruieren

Michael Donabauer wollte noch viel mehr über das römische Leben erfahren und andere daran teilhaben lassen: So bauten der Vater und seine Söhne auch landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge anhand von Abbildungen nach. Alles, was gebaut wurde, hat Familie Donaubauer auch ausprobiert. Die landwirtschaftlichen Geräte wurden von Ochsen gezogen, von Eseln geschoben. In die Quadriga, den zweirädrigen Streitwagen, wurden die vier Fjordpferde eingespannt. „Und dann wollte der Vater einen römischen Reisewagen“, erinnert sich der Vorstand. Vorbild war eine Abbildung auf einer Mauer. Und nach etlichen Tüfteleien mit Rädern, Lenkung und Bremsen konnte die Reise starten. Die selbst konstruierten Wagen und Gerätschaften waren fester Bestandteil der Erntedankfeste, die viele Jahre auf dem Gelände der Villa Rustica gefeiert wurden. Heute stehen sie im Innenhof.

Ein „Geheimnis“ seiner Römervilla verrät Robert Donabauer dann doch noch: Die prächtige Säulenreihe, die heute das Gesicht der Villa prägt, müsste eigentlich auf den Innenhof zeigen. Außen hatte der Gutshof ursprünglich rundherum dicke Mauern zum Schutz gegen die Witterung und unerwünschten Besuch. „Aber die Münchner, die uns die Zuschüsse gegeben haben, meinten, das soll auch schön ausschauen“.

Weitere Infos zur Römervilla Möckenlohe

Öffnungszeiten
1. Mai bis 1. November: Diestag bis Freitag von 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr; Samstag und Sonntag von 13:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Außerhalb der Öffnungszeiten für Gruppen und Führungen bitte anmelden.

Kontakt
Verein Römervilla Möckenlohe e.V., Robert Donabauer (1. Vorsitzender)
Tauberfelder Weg 1, 85111 Möckenlohe
Telefon: 08424 277; E-Mail: r.donabauer@t-online.de
www.roemervilla-moeckenlohe.de

Wandertipp durch die Geschichte: Die Routen der „Magistrale“
www.naturpark-altmuehltal.de/magistrale
Die Route II führt an der Römervilla vorbei.

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