Mini-PV-Anlagen – klein, aber begehrt

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Sonnenstrom vom Balkon - Mini-PV-Anlagen werden immer beliebter

In der aktuellen Energiekrise denken immer mehr Menschen über eine Mini-PV-Anlage am Balkon oder auf der Terrasse nach. Was sollte man vorab wissen? Björn Hemmann von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und Klaus-Peter Rißbeck von der N‑ERGIE Netz GmbH beantworten die wichtigsten Fragen.

Was ist eine Balkon-Solaranlage?

Björn Hemmann: Eine Balkon-Solaranlage besteht wie eine „richtige“ PV-Anlage aus Modul und Wechselrichter. Allerdings hat sie weniger Leistung und der Strom wird direkt über einen Stecker eingespeist. Sie können diese Anlagen auch auf oder an Balkonen in Mietwohnungen anbringen. So kann man an der Energiewende teilhaben, auch wenn kein Dach zur Verfügung steht.

Wie viel Strom kann man mit einer Balkon-Solaranlage erzeugen? Rechnet sich das?

Björn Hemmann: Da gibt es mehrere Faktoren. Oft bieten Balkone nicht die optimale Ausrichtung. Die Stromausbeute hängt auch davon ab, wie und wo die Module angebracht sind. Nehmen wir an, Sie haben ein Standard-Modul mit 300 Watt. Damit können Sie etwa 250 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Bei einer Betriebsdauer von 20 Jahren rechnen sich Balkon-Anlagen fast immer.

Björn Hemmann von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) - © privat

Darf man das Gerät einfach in die Steckdose einstecken?

Klaus-Peter Rißbeck: Die aktuelle VDE-Norm schreibt dafür eine spezielle Energiesteckdose vor, die eine Fachkraft installieren muss. Diese Norm wird gerade überarbeitet. Auf jeden Fall sollte die Installation fachmännisch geprüft werden.

Braucht man einen bestimmten Stromzähler?

Klaus-Peter Rißbeck: Wer bereits eine sogenannte moderne Messeinrichtung, also einen elektronischen Zähler hat, kann das Gerät sofort einschalten. Wer noch einen alten Zähler mit Drehscheibe hat, stellt mit seiner Anmeldung bei der N-ERGIE Netz GmbH gleich den Antrag auf Zählerwechsel. Das ist kostenfrei, dauert zurzeit allerdings vier bis sechs Wochen wegen der vielen Anmeldungen.

Ist die Nachfrage seit der Energiekrise gestiegen?

Klaus-Peter Rißbeck: Das kann man wohl sagen. Wir sehen das an den Anmeldungen: 2021 waren es gut 250 Anmeldungen. Im Jahr 2022 bis September schon etwa dreimal so viel. Die Menschen wollen ihren Verbrauch verringern, die Kosten minimieren, im Kleinen etwas für die Energiewende tun. Mit dem Gerät können sie die Grundlast im Haus teilweise abdecken. Das sind zum Beispiel die Verbräuche von Kühlschrank, Router, Gefriergerät – alles, was dauerhaft Strom braucht.

Wie funktioniert die Anmeldung?

Klaus-Peter Rißbeck: Für Anlagen bis 600 Watt gibt es das vereinfachte Verfahren. Das Formular für die Anmeldung beim Netzbetreiber finden Sie im Internet (vgl. Infos unten). Zusätzlich muss die Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Auch dafür gibt es Anleitungen im Internet. Die Anmeldungen sind kostenlos.

Klaus-Peter Rißbeck von der N-ERGIE Netz GmbH - © N-ERGIE

Was kostet eine Balkon-Solaranlage und wo kann man sie kaufen?

Björn Hemmann: Am besten schaut man sich im Internet um. Die DGS bietet eine Produktdatenbank für einen ersten Überblick (vgl. Infos unten). Wenn Ihnen ein Modell zusagt, können Sie über den Produktnamen Preise und Verfügbarkeit recherchieren. Die Preise haben in letzter Zeit ziemlich angezogen. Sie liegen aktuell zwischen 300 und 1.500 Euro. Viele Modelle sind ausverkauft oder haben einige Monate Lieferzeit. Die Geräte können Sie im Internet bestellen oder in Baumärkten kaufen.

Worauf sollte man beim Kauf achten?

Björn Hemmann: Die DGS hat einen Sicherheitsstandard für steckbare Stromerzeugungsgeräte erarbeitet, der sich an DIN- und VDE-Normen orientiert. Die Produktübersicht zeigt auch, ob die jeweiligen Geräte diesem Standard genügen.

Muss man Nachbarn, Vermieter oder Miteigentümer um Erlaubnis fragen?

Björn Hemmann: Wenn man eine Veränderung an der Fassade eines Mehrfamilienhauses vornimmt, sollte man sich vorher mit der Hausgemeinschaft abstimmen. Wenn Sie das Gerät wie ein Gartenmöbel auf die Terrasse stellen, ist das nicht nötig.

Balkon-Solaranlage anmelden – so geht’s

  • Formular online ausfüllen oder Anmeldeformular auf der Website der N-ERGIE Netz GmbH als PDF mit dem Webcode 5232 aufrufen.
  • Ausfüllen und (digital) unterschreiben. Angaben zur Anlage finden Sie im Datenblatt des Herstellers.
  • Per E-Mail an kundenservice@n-ergie-netz.de schicken.

Produktübersichten zu Balkonsolaranlagen:

  • Marktübersicht Steckdosen-Solar-Geräte der DGS mit Angaben zum DGS-Sicherheitsstandard
  • Außerdem: Produktdatenbank Stecker-Solar-Geräte von pv magazine und machdeinenstrom.de
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