Veitsbronn liegt in Italien
Welche fränkische Gemeinde kann schon von sich behaupten, dass es einen italienischen Wein mit ihrem Namen gibt? In Veitsbronn im Landkreis Fürth wurde genau das vom Ersten Bürgermeister Marco Kistner möglich gemacht.
Die Grundlage dafür hat sein Vorgänger Altbürgermeister Peter Lerch schon 2005 geschaffen: eine Städtepartnerschaft mit der Gemeinde Sovicille in der Toskana, einem der wichtigsten Weinbaugebiete Italiens. Da man die guten Tropfen in Veitsbronn gern leicht zur Hand haben wollte, standen dort 2015 einige Weine aus Sovicille in den Supermarkt-Regalen. Allerdings war das nur für kurze Zeit der Fall, da Abweichungen vom Standard-Sortiment immer problematisch sind, vor allem dann, wenn es um Produkte aus dem Ausland geht. Ab diesem Zeitpunkt reifte bei Marco Kistner die Idee zu einem eigenen „Veitsbronner Wein“ heran. Bei einer Gemeindefahrt nach Italien im Sommer 2016 wurden sodann erste Kontakte zum Weingut Trecciano nordwestlich von Sovicille geknüpft. Im Frühjahr 2018 rief Marco Kistner seinen italienischen Kollegen Giuseppe Gugliotti an und besprach die inzwischen konkreter gewordene Idee mit ihm.
Nachdem auch mit Marco Rosati, dem Chef des Weingutes Trecciano, alles geklärt und in trockenen Tüchern war, ging es an die Auswahl des Weines. Dafür stellten die italienischen Freunde Marco Kistner und seinem Team im Rathaus ein paar Flaschen seiner Köstlichkeiten zur Auswahl zur Verfügung, die sodann zur Weihnachtsfeier 2018 verkostet wurden. Die Wahl fiel schnell auf den Chianti Colli Senesi, einen intensiven und fruchtigen Rotwein mit einem Hauch von Erdbeere, reifer Schwarzkirsche und süßem Veilchen aus den Hügeln rund um Siena. Warum? „Ich will jetzt nicht sagen, dass er süffig ist – das klingt komisch. Sagen wir so: Er zergeht auf der Zunge.“, lacht Marco Kistner.
„Nicht schlecht, oder? Veitsbronn hat sozusagen eine Außenstelle in der Toskana.“
Marco Kistner
Blieb also nur noch die Gestaltung des Etiketts. Es zeigt die Veitskirche und – selbstverständlich – ist der Name der Gemeinde darauf zu lesen: „Vigna Veitsbronn“, der Weinberg Veitsbronn auf dem Gebiet des Weinguts Trecciano. Marco Kistner grinst: „Nicht schlecht, oder? Veitsbronn hat sozusagen eine Außenstelle in der Toskana.“ Er gibt aber zu bedenken, dass es sich dabei nicht um eine geschützte Gebietsbezeichnung handelt. „Das wär‘ zu viel Aufwand gewesen für unsere 100 Flaschen pro Jahr. Da geht’s dann um EU-Recht und so.“
Den „Veitsbronner Chianti“ gibt es übrigens nicht einfach irgendwo zu kaufen, darauf legt der Erste Bürgermeister der Gemeinde Wert. „Der soll schon was Besonderes bleiben – den muss man sich erst verdienen.“ Wenn Marco Kistner einem Veitsbronner zum 75., zum 92. oder zum 95. Geburtstag gratuliert, hat er für den Jubilar eine Flasche des guten Tropfens dabei. Außerdem überreicht er den Wein zum Beispiel bei Besuchen ortsansässiger Einrichtungen oder als Gastgeschenk an Geschäftspartner. Und zum 60. Ehejubiläum, also zur Diamantenen Hochzeit, bekommt das Jubelpaar eine Holzkiste mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern.
Den allerersten „Chianti Colli Senesi Vigna Veitsbronn“ überreichte Marco Kistner übrigens seinem Vorgänger Peter Lerch anlässlich seines 70. Geburtstags – und als Dank, dass dieser mit der Städtepartnerschaft den Weg für Marco Kistners Idee eines „Veitsbronner Weines“ bereitet hat.