Eine keramische Hommage an das Handwerk

© N-ERGIE, Melissa Draa

„Fachwerk-, Bürger- und Bauernhäuser haben mich schon immer fasziniert“, sagt Keramik-Künstlerin Edith Herrmann. An ihrer Bude am Nürnberger Christkindlesmarkt ist das unverkennbar. Hier arrangiert die gebürtige Oberfränkin, die eigentlich gelernte Porzellanmalerin ist, zwischen liebevoll dekorierten Holzdielen ihre fränkischen Haus-Kreationen aus Keramik: Fachwerkhäuschen, Patrizierhäuser, Schlösser und Relieflampen – und das schon seit 1997.

Die urigen Keramikhäuschen wirken auf den ersten Blick alle recht ähnlich: aus Ton, Wasser und Lehm gemacht, haben sie ihr typisches Holzfachwerk. So wie man es auch aus der Nürnberger Altstadt kennt: ein paar schiefe Mäuerchen und Türmchen und eine durch das Brennen im Ofen braungebrannte Farbe. Doch beim genauen Hinsehen ist keines der keramischen Ausstellungsstücke wie das andere. „Bei mir gibt es nur Einzelstücke“, sagt Edith Herrmann und deutet auf die kleine Werkstatt, die sie sich hier in ihrem Marktstand zwischen zwei Regalen eingerichtet hat. Hier hat sie das nötige Werkzeug und Material, um in den vier Wochen, in denen sie sieben Tage die Woche auf dem Christkindlesmarkt ihr Ware ausstellt, weiterzuarbeiten. „Mir ist wichtig, dass die Leute sehen, dass hier alles handgemacht ist“.

Fachwerk-Paradies Franken: Historische Bauten aus Franken, die inspirieren

Bei ihren Haus-Kreationen, die sie auch „Edith-Häuschen“ nennt, orientiert sich Edith Herrmann am echten Handwerk: „Ich habe einen anderen Blick auf die Dinge“, sagt sie. „Mit meinem Mann unternehme ich regelmäßig Ausflüge in historische Städte, um alte Gebäude anzusehen, die mir dann als Inspiration dienen.“ So erzählt sie von imposanten Stadttoren und Wasserrädern in Bamberg, den vielen Türmen, die zum Feuerschutz um die Nürnberger Stadtmauer errichtet wurden und den alten, hölzernen Außentreppen in Rothenburg, die sie für ihre Kunstwerke nachformt: „Als ich in Rothenburg war, habe ich mich gefragt, wer schon alles diese Treppen beschritten hat, diesen Gedanken fand ich spannend.“ Aber auch unscheinbares Bauwerk nimmt sie wahr und formt es für ihre Keramikstücke nach. So finden sich verschiedenes Mauerwerk, unterschiedliche Fachwerkkonstruktionen, aber auch banale Reparaturarbeiten aus Holz, die häufig an mittelalterlichen Bauten vorgenommen wurden, in ihrer Kunst wieder. „Das Handwerk ist etwas Tolles, dem ich gerne Beachtung schenke“, sagt Edith Herrmann. „Die Baumeister des Mittelalters wussten, wie man nachhaltig und ökologisch baut.“

© N-ERGIE, Melissa Draa

Keramik-Künstlerin aus Leidenschaft

Man merkt sofort: Edith Herrmann kann sich begeistern. Diese Begeisterung brachte sie auch als Händlerin auf den Christkindlesmarkt. „Eigentlich bin ich gelernte Porzellanmalerin“, erzählt die Künstlerin. „Als ich dann im ersten Programm eine Sendung zu Freizeitthemen gesehen habe und hier aus Keramik Wirsing-Vasen und Rhabarberblätter getöpfert wurden, wusste ich, das will ich ausprobieren!“ Jahrelang hat sie hobbymäßig Figuren aus Keramik für zu Hause geformt, bis sie dann endlich ihren ersten eigenen Brenn-Ofen und auch den ersten Auftrag erhalten hat. „Über 30 Jahre ist es her, dass ich berühmte Häuser wie das Albrecht-Dürer-Haus nachgearbeitet habe“, erzählt sie. „Für eine Gaststätte sollte ich dann eine große Relieflampe in Form eines Waldhauses formen.“ Da dieses eher wie ein Hexenhaus oder ein fränkisches Fachwerkhaus aussah und ihr dieses besonders gut gefiel, waren Fachwerkhäuser in ihrem eigenen Stil fortan ihre Leidenschaft. „Dadurch, dass ich selbst Architektin meiner Edith-Häuschen wurde und ich diese selbst per Hand modelliere, glasiere und brenne, wird jedes von diesen ein unverwechselbares Unikat.“

Von Passau bis Frankfurt: „Edith-Häuschen“ auf Kunsthandwerkermärkten

Ihre Keramik-Kunst stellte sie mehrere Jahre auf Kunsthandwerkermärkten von Passau bis Frankfurt neben Drechslern, Puppenmachern und Schmuckhändlern aus. 1997 hatte sie es dann endlich auf den Nürnberger Christkindlesmarkt geschafft. „Mehrere Jahre habe ich mich beworben bis endlich ein Platz freigeworden ist.“ Zwei Mal wurde sie bereits für eine der schönsten Buden auf dem Christkindlesmarkt prämiert. Hierfür erhielt sie den silbernen Zwetschgermoh, der jedes Jahr von der Stadt Nürnberg verliehen wird.

„Bei meiner Arbeit wird mir nie langweilig, auch nach all den Jahren“, sagt Edith Herrmann. Dass sie ihre Ware in die ganze Welt verkauft – von Russland bis nach Peru – ist ihr eine zusätzliche Freude. Doch was sie am meisten freut, ist der Gedanke, dass ihre Kunst die Zeit überdauern könnte. „Meine Keramik ist aufgrund der Brenntemperatur von 1200 Grad sicher vor Frost und vor hohen Temperaturen“, erklärt sie. „In 200 Jahren findet jemand vielleicht eines meiner Edith-Häuschen und staunt darüber, wie wir heute leben – und immerhin ist Keramik das Lesebuch der Archäologie.“

Edith Herrmann – Keramik Kunst

  • Standort: Hauptmarkt (Dockn-Gässla)
  • Standnummer 49
  • Online-Shop: https://www.herrmann-keramik-art-studio.de/

Nürnberger Christkindlesmarkt 2022

Der Nürnberger Christkindlesmarkt legt nicht nur größten Wert auf ein traditionelles Warenangebot, sondern auch auf eine nachhaltige Entwicklung.  Die N-ERGIE unterstützt dieses Vorhaben und versorgt den Christkindlesmarkt  mit 100 Prozent Ökostrom aus der Region.

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