Mit dem Elektroauto quer durch Deutschland
Team N-ERGIE beim E-Cannonball 2022 in Hamburg
Mit dem Auto nach Wien, Bern oder Hamburg: das sind von Nürnberg aus jeweils rund 500 Kilometer. Eine Strecke, die am Stück gefahren, auch erfahrenen Fahrern von Elektroautos die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn treiben kann. Wie ist der Ladezustand des Akkus? Wie schnell kann ich fahren? Wo ist die nächste Ladestation? Mit ein wenig Planung, Geduld und Selbstverantwortung sind das Fragen, die sich leicht lösen lassen, und eine Fahrt, die mit einer Portion Abenteuerlust sogar richtig Spaß machen kann. Das beweisen die rund 70 teilnehmenden Teams des E-Cannonballs 2022, der wohl bekanntesten Elektroauto-Rallye Deutschlands, an der auch N-ERGIE Netz Mitarbeiter Christian Heß und seine Frau Stefanie teilnehmen. Gefahren wird in diesem Jahr auf einem über 500 Kilometer langen Rundkurs, der die Teams durch das schöne Schleswig-Holstein von Küste zu Küste führt. Start- und Endpunkt sind in Hamburg.
Energieeffizienz statt Schnelligkeit
Anders als beim fast gleichnamigen Film aus den 1970er-Jahren geht‘s beim E-Cannonball nicht um Schnelligkeit oder waghalsige Überholmanöver, sondern um Effizienz. Die Rallye entspricht eher einer Vergleichsfahrt und soll zeigen, dass Elektromobilität im Alltag und auf längeren Strecken problemlos funktioniert. Alle Teams starten mit gleich vollem Punktekonto, ineffiziente Fahrweise wird mit Strafpunkten sanktioniert, erfolgreich gelöste Aufgaben werden mit Punktabzug belohnt. Am Ende kommen die Teams mit den wenigsten Punkten aufs Siegertreppchen. Freitagfrüh ging es für Stefanie und Christian in Unterfranken los. „Wir haben diesem Event lange entgegen gefiebert“, erzählt Christian voller Vorfreude. Unterwegs war das Paar mit einem rein elektrisch betriebenen VW ID.3 aus der Konzernflotte der N- ERGIE. Erster Ladestopp auf der Anfahrt war eine Raststätte am Lutterberg nahe Kassel. Die Aussicht war zwar nicht die beste, aber der VW konnte hier schnell laden. Während an einer normalen Ladestation mit Wechselstrom und einer Leistung von bis zu 22 Kilowatt (kW) geladen wird, sind an Schnellladestationen mit Gleichstrom (DC) bis zu 300 kW
drin. Das Frühstück war kaum verzehrt, lag der SoC (State of Charge) des Akkus nach knapp 40 Minuten schon wieder bei 100 Prozent. Die Fahrt konnte weitergehen.
Von Welt nach Kalifornien
Gegen Mittag erreichten Stefanie und Christian das windige Hamburg, doch die Mittagspause musste warten. Das Elektroauto wurde vor dem großen Rennen am Samstag noch einmal an einem Gartencenter mit Strom „vollgetankt“ – das elektrische Laden ist mittlerweile bequem an vielen Geschäften des täglichen Bedarfs möglich. Übrigens: Verschiedene Apps zeigen die nächstgelegenen Ladepunkte. In der Region Nordbayern signalisiert die App des Ladeverbund+ die Ladepunkte und ob diese gerade frei sind. Nach dem Einchecken im Hotel, einem ausgiebigen Mittagssnack und Plausch mit anderen Teilnehmenden ging es zum sogenannten „Parc Fermé“. „Wie bei der Formel 1 finden sich hier alle vor dem Wettbewerb mit ihren Fahrzeugen ein“, sagt Stefanie. „Die insgesamt 71 Teams wurden in fünf Gruppen unterteilt, nach Akkugröße der Autos und weiteren Merkmalen“, ergänzt Christian. Samstag war der große Rallye-Tag. Gut gestärkt machten sich Stefanie und Christian in den frühen Morgenstunden auf zum Hamburger Startpunkt. Dort hieß es noch einmal warten: Team N-ERGIE ging erst mit Nummer 54 ins Rennen. Um 7:20 Uhr dann endlich der Start, und zwar nach Welt. Das liegt rund zwei Stunden von Hamburg entfernt im Kreis Nordfriesland. „Hier erwartete uns eine Einpark-Challenge“, so Christian. Dort musste es zügig gehen, das Team innerhalb von 45 Sekunden aus der Startbox rückwärts um einen kleinen Parcours fahren und anschließend einparken. Ohne Fehler meisterte Fahrer Christian die Herausforderung in 19,2 Sekunden. Weiter ging’s: Im idyllischen Friedrichstadt, einem holländischen Kleinod im Norden, musste ein Parkticket gezogen werden. Anschließend führte die Rallye die beiden nach Osterrönfeld, das sie um 11:49 Uhr erreichten. Hier lautete die Aufgabe, ein Selfie mit einer Fähre zu machen. Um 13:00 Uhr fuhren Stefanie und Christian den Rastplatz in Aalbek-Neumünster an. „Wir mussten die Ladeleistung unseres Elektrofahrzeugs 90 Sekunden nach dem Anstecken an der Ladesäule schätzen“, erinnert sich Stefanie. „Wir hatten heimlich geprobt, um zu sehen, wie das Fahrzeug an dem Tag lädt, damit wir den Wert besser einschätzen können.“ Es hat sich gelohnt: Bei der Schätzfrage lag Team N-ERGIE nur knapp daneben.
Challenges und Kilometer zählen
Auf nach Kalifornien! In dem Ortsteil von Schönberg musste eine Strecke von zehn Metern möglichst genau gefahren werden, das erste Anhalten zählte. Ergebnis: Christian stoppte nach exakt 9,20 Meter und Team N-ERGIE kassierte keine Strafpunkte. In Lehnshahn und am Strandbad Scharbeutz in der Nähe der Ostsee-Therme folgten zwei kleinere Challenges. In der Lübecker Altstadt musste Team N-ERGIE ein Bild vom Holstentor im Vorbeifahren knipsen, was gegen 17:00 Uhr gelang. Das Ziel in Hamburg erreichten Stefanie und Christian nach knapp 530 gefahrenen Kilometern um 18:27 Uhr. Am Ende des Tages wurde abgerechnet. Pro gefahrenem Kilometer erhielten die Teilnehmer einen Punkt. Neben den Challenges wurde die Differenz zum WLTPVerbrauch bewertet. Das ist der Wert, mit dem die Autohersteller in einem standardisierten Verfahren den Verbrauch der Fahrzeuge bestimmen – unabhängig von der Antriebsart. Während Team N-ERGIE bei den Aufgaben hervorragend abschnitt, gab es Abzüge für Extrakilometer. „Wir sind die schnellste anstelle der kürzesten Route gefahren, was uns am Ende 30 Kilometer zu viel und somit 30 Strafpunkte eingebracht hat“, erklärt Christian. Mit dem 18. Platz sind die beiden total zufrieden. Was bleibt vom E-Cannonball? „Anstrengend war‘s“, sagt Stefanie und lacht. Immerhin waren die beiden am Wettbewerbstag knapp elf Stunden unterwegs. Trotzdem würden sie auf jeden Fall noch einmal an der Elektroauto-Rallye teilnehmen. „Wir haben viele tolle Menschen getroffen und ein kleines Abenteuer war es ja schon“, meint Christian. Reichweitenangst war kein Thema – und das, obwohl die beiden mit ihrem VW ID.3 an diesem Wochenende mit An- und Abreise fast 1.800 Kilometer elektrisch gefahren sind.