Neues Leben im alten Hafen
Marktsteft hat viele Gesichter: modern und geschäftig zeigt es sich im Gewerbegebiet, malerisch im traditionell gewachsenen Ort mit zahlreichen historischen Gebäuden.
Thomas Reichert ist ein weiteres der vielen Gesichter von Marktsteft. Seit 2014 kümmert sich der Bürgermeister der Stadt von seinem Amtssitz aus persönlich und direkt um die, zusammen mit dem Ortsteil Michelfeld, rund 2.000 Einwohner*innen. Der gebürtige Offenburger ist nicht nur ein „Zugereister“, er ist auch beruflich ein Quereinsteiger. „Mitte der 1990er-Jahre habe ich mich in diese Gegend verliebt: das Leben am Wasser, die gute Verkehrsanbindung, das tolle Klima – für mich ein Land der Glückseligen“, blickt Thomas Reichert zurück. 2011 wurde Marktsteft dann zur Wahlheimat für ihn und seine Frau. Wenige Jahre später kandidierte Thomas Reichert für das Bürgermeisteramt: „Ich bin an jeder Haustüre gewesen, damit ich meine Stefter kennenlerne.“ Offenbar war das der richtige Einstieg, denn 2020 wurde er wieder gewählt.
Von Projekten und Plänen
Mit seinem frischen Blick hat der ehemalige Offizier, der später im Vertrieb und als Motivationstrainer tätig war, seine Kommune erobert. „Ich sehe mich als Dienstleister in der Verwaltung. Wenn es für ein Paar wichtig ist, um Mitternacht getraut zu werden, dann mache ich auch das“, lächelt Reichert. Neben dem Servicegedanken hat der Bürgermeister auch neue Ideen mit- und neue Projekte auf den Weg gebracht: Ab nächstes Jahr wird an Kindergarten und Hort gebaut, neue Baugrundstücke werden ausgewiesen, eine Ampelanlage wird die Gefahrenkreuzung entschärfen. Auch die Erweiterung des Gewerbegebiets, die Entstehung des Bauhofs und des Mainauenparks (den Steftern besser bekannt als „Kleidergelände“) stehen für Reicherts Tatkraft. „Ich konnte einiges auf den Weg bringen – aber man braucht viele Wegbereiter und Unterstützer, wenn man eine Vision hat“, bekennt der Bürgermeister.
„Wir wollen ein erfolgreicher Teil des Landkreises sein.“
Thomas Reichert
Umweltbildung und mehr
Eine dieser Visionen wird gerade Wirklichkeit: Am „Alten Hafen“ wird kräftig umgebaut. Hier entsteht die neue Umweltbildungsstation des Landkreises Kitzingen. Thomas Reichert freut sich riesig, dass er dieses Projekt nach Marktsteft holen konnte: „Es sorgt dafür, dass Leute nach Marktsteft kommen, die noch nie etwas von unserer Stadt gehört haben.“ Die Umweltbildungsstation wird durch einen gastronomischen Inklusionsbetrieb ergänzt. Dieser bietet auch acht Einzel-, Doppel- und Familienzimmer mit insgesamt 16 Betten an. Die Kommune plant in diesem Bereich mit der Inca GmbH Würzburg zusammenzuarbeiten, einem Geschäftsbereich der Mainfränkischen Werkstätten. Im Herbst 2023 soll die Eröffnung sein. „Da betreten wir gemeinsam Neuland. Wichtig ist, dass sich alles harmonisch einfügt, dass es zu Marktsteft passt – und dass die Stadt finanziell nicht zu viel schultern muss“, erläutert der Bürgermeister. Dass er mehr als 80 Prozent der veranschlagten Kosten über Zuschüsse finanzieren konnte, stimmt ihn sehr zufrieden.
So kommt gut 200 Jahre später neues Leben in den „Alten Hafen“. Er ist der älteste in seiner ursprünglichen Form erhaltene Binnenhafen Bayerns und war im 18. Jahrhundert sehr bedeutend für die Region. Von hier aus zogen rund 5.000 fränkische Soldaten meist unfreiwillig in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Etwa ein Drittel fand dort eine neue Heimat, viele verloren ihr Leben, aber so mancher kehrte zurück. Einer von ihnen brachte Akazien-Samen mit. Unter diesen Bäumen wird am dritten Juli-Wochenende das jährliche Hafenfest gefeiert.
www.marktsteft.de
Übrigens: Im Marktstefter Gewerbegebiet gibt es seit November 2021 einen neuen Logistik-Standort der N-ERGIE.