Mehr Dächer für den Klimaschutz

© Conny Merkel-Schlenska

Umweltreferentin Britta Walthelm hat das Solar- und Gründachkataster der Stadt Nürnberg auf den Weg gebracht.

Seit einem halben Jahr ist das Solar- und Gründachkataster der Stadt Nürnberg online. Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit, erklärt, wie die Anwendung den Bürgerinnen und Bürgern hilft.

Wie wird das Solar- und Gründachkataster von von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen?

Das Solar- und Gründachkataster wird insgesamt sehr gut angenommen. Allein in den ersten sechs Wochen nach dem Start wurde die Internetseite bereits mehr als zweitausendmal aufgerufen.

Können Sie kurz schildern, warum es das Solar- und Gründachkataster gibt?

Nürnberg strebt die Klimaneutralität der Gesamtstadt bis spätestens zum Jahr 2040 an. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen. Als Großstadt bestehen in Nürnberg hierbei die größten Potenziale in der Nutzung der Solarenergie vor allem auf bestehenden Dachflächen.

Zusätzlich zum Klimaschutz wird auch die Anpassung an den Klimawandel immer wichtiger. Hierzu können auch begrünte Dächer einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Regenwasser speichern, vor Ort kühlend wirken und sogar Insekten neue Lebensräume bieten. Deshalb wird auch das Thema Dachbegrünung im Kataster berücksichtigt.

Was kann das Kataster leisten – und was nicht?

Das Kataster bietet mit nur wenigen Klicks einen Überblick zur Eignung von Dächern für Photovoltaik zur Stromerzeugung, für Solarthermie zur Wärmeerzeugung oder für eine Dachbegrünung. Grundlage für diese Abschätzung ist die Neigung und Ausrichtung der jeweiligen Dachflächen.

Die Benutzung der Katasterhomepage ist ganz einfach: In einer Kartenanwendung können Eigentümer mittels Adresseingabe ihr Gebäude suchen und dann auswählen, ob man sich für die Eignung des Daches für eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage bzw. eine Begrünung interessiert. Die Nutzerinnen und Nutzer werden dann jeweils mittels eines Schritt-für-Schritt-Menüs durch die Anwendung geführt.

Für Photovoltaik und Solarthermie ermittelt ein Ertragsrechner außerdem, wie viel Strom und Wärme auf dem eigenen Dach produziert werden kann und mit welchen Kosten und Erlösen durch den Bau einer Solaranlage zu rechnen ist. Für die Umsetzung einer Dachbegrünung werden im Kataster ebenfalls erste Kostenschätzungen gemacht.

© N-ERGIE, Silke Weiß

Die Stadt Nürnberg und die N-ERGIE möchten auch auf den Dächern städtischer Gebäude verstärkt Sonnenenergie gewinnen. Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (rechts) und N-ERGIE Vorstand Maik Render präsentierten das gemeinsame Photovoltaik-Ausbauprogramm 2023. Dieses Jahr werden weitere Projekte umgesetzt.

Angenommen, das Kataster gibt grünes Licht für die weitere Dachnutzung. Was kommt dann?

Das Kataster liefert sehr gute Prognosen über die grundsätzliche Eignung eines Daches für eine Solaranlage oder eine Dachbegrünung, es ersetzt aber keine fundierte Fachplanung durch einen Anlagenbauer oder Dachdecker. So kann das Kataster beispielsweise nicht beurteilen, wie es um die Statik eines Daches bestellt ist oder ob vielleicht vor dem Bau einer Solaranlage eine Dachsanierung notwendig ist. Mit der Katasterhomepage kann ein kurzer Ergebnisbericht erstellt werden, der eine Grundlage für weitere Planungen sein kann.

Auf der Katasterhomepage finden Interessierte konkrete Planungstipps, welche Schritte bei der Realisierung einer Solaranlage oder einer Dachbegrünung zu beachten sind. Die Stadt Nürnberg bietet mit der Solarinitiative außerdem eine kostenlose Erstberatung zum Thema Solarenergie an. Zum Thema Dachbegrünung bietet der Bundesverband Gebäudegrün Informationen an.

Das Kataster spricht die Besitzer*innen von Gebäuden an. Was können Mieter*innen oder Eigentümer*innen in Mehrfamilienhäusern unternehmen, wenn Sie ein Gründach oder eine Solaranlage haben möchten?

Mieterinnen und Mieter können natürlich nicht einfach eine eigene Solaranlage auf ihr Dach bauen oder ein Gründach anlegen. Hier ist es sinnvoll, wenn Mieter den Kontakt zu ihrem Vermieter suchen und auf die Eignung des Gebäudedachs hinweisen. Wer als Mieter über einen Balkon oder eine Terrasse verfügt, kann aber beispielsweise auch mit einem Steckersolargerät mit wenig Aufwand eigenen Solarstrom erzeugen.

Bei Wohneigentümergemeinschaften bietet es sich an, das Thema bei einer Eigentümerversammlung gezielt anzusprechen. Die Ergebnisse des Solar- und Gründachkatasters könnten hierfür ein guter Anlass für weitere Planungen der Hausgemeinschaft sein.

Wissen Sie, ob es ähnliche Angebote in anderen Kommunen in der Region gibt? Haben Sie sich für Nürnberg von anderen Kommunen inspirieren lassen?

Solar- und Gründachkataster gibt es nicht nur in der Stadt Nürnberg. Viele Städte und Landkreise im Nürnberger Raum bieten ähnliche Onlinesolarkataster an.

Katasteramt © LDBV Bayern Stadt Nürnberg 2023

Im Menü des Online-Katasters wählen Sie aus, ob Sie sich für Photovoltaik, Solarthermie oder ein Gründach interessieren. Über die Adresssuche oder Scrollen finden Sie das Gebäude, für das Sie eine Analyse durchführen möchten.

Weitere Infos

Solarpotenzial fürs Eigenheim berechnen:
Das Solarkataster der Stadt Nürnberg bietet auch einen Ertragsrechner. Damit können Sie prüfen, ob sich die Investition in eine Photovoltaik-Anlage auf Ihrem Dach lohnt.
Ein Beispiel: Familie Müller lebt als Vier-Personenhaushalt in einem freistehenden Einfamilienhaus aus den 1970er-Jahren im Nürnberger Norden. Das Haus hat ein Satteldach, dessen Südseite laut Solardachkataster hervorragend für die Solarenergienutzung geeignet ist. Familie Müller entscheidet sich deshalb für den Bau einer knapp 30 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage mit ungefähr sechs Kilowatt-Peak Leistung. Die Anlage kostet über 20 Jahre betrachtet inklusive laufender Kosten ca. 17.500 Euro. Durch die eingesparten Stromkosten und die Einspeisevergütung liefert die Anlage über diesen Zeitraum aber einen Gewinn von über 3.200 Euro. Außerdem spart Familie Müller mit der Photovoltaikanlage jedes Jahr eine Menge von über 800 Kilogramm CO2 ein und trägt zur lokalen Energiewende bei.

Solarkataster in der Region: Stadt Nürnberg, Stadt Fürth, Landkreis Fürth, Stadt Erlangen und Landkreis Erlangen-Höchstadt, Landkreis Nürnberger Land, Stadt Schwabach

Bundesverband Gebäudegrün: Informationen zum Thema Dachbegrünung

Sonnenstrom von städtischen Dächern: Die Stadt Nürnberg und die N-ERGIE möchten die Dächer städtischer Gebäude für die Erzeugung erneuerbarer Energie nutzen. Der gemeinsame „PV-Ausbauplan“ ist 2023 mit der ersten Anlage auf der neuen Feuerwache 1 in der Reutersbrunnenstraße gestartet. Mit einer Leistung von 165 Kilowatt-Peak (kWp) liefern diese Solarmodule jährlich rund 152.000 Kilowattstunden (kWh) Ökostrom – im Vergleich zur Nutzung fossiler Energieträger bedeutet das eine CO2-Einsparung von rund 70 Tonnen.
Weiter geht es dieses Jahr mit PV-Anlagen auf dem Verwaltungsgebäude des Marktamts, der Taekwondo-Halle in der Bertolt-Brecht-Straße und auf der Grundschul-Turnhalle Thoner Espan. Ziel ist, sukzessive die Erzeugung auf eine installierte Gesamtleistung von bis zu 15 Megawatt auszubauen. Diese würden in Summe etwa so viel Strom nachhaltig erzeugen, wie rund 4.300 Drei-Personen-Haushalte durchschnittlich pro Jahr verbrauchen.

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