Täglich unter Spannung
Das Team um Bastian Krafft arbeitet unter Spannung an 20.000-Volt-Freileitungen. Und unterstützt damit wesentlich die Energiewende.
Arbeiten unter Spannung (AuS) bei 20.000 Volt – das beherrschen deutschlandweit nur 50 Personen. Instandsetzungs-, Standhaltungs- oder Wartungsarbeiten an Freileitungen durchführen, obwohl 20 Kilovolt (kV) durch die Leitung fließen, das machen bei der N-ERGIE Netz GmbH Mitarbeitende, die sich aufeinander verlassen, hochkonzentriert arbeiten und Risiken einschätzen können. Gruppenleiter Bastian Krafft und seine sechs Kollegen machen jeden Tag nichts anderes. Gefährlich ist dabei Routine: Es ist zum Glück noch nie etwas passiert, aber rund 80 Prozent unserer Arbeit ist gleich. Deshalb arbeiten wir in Wiederholungsschulungen und Audits darauf hin, dass diese Arbeit nicht zur Routine wird“, erklärt Bastian Krafft.
Seine Basis hat das AuS-Team in Neusitz bei Rothenburg ob der Tauber. Von hier aus fährt es mit einer speziellen hochisolierten Hubarbeitsbühne ins gesamte N-ERGIE Versorgungsgebiet und arbeitet am 20-kV-Netz. Und das jeden Tag, bei jedem Wetter zwischen plus 30 und minus 35 Grad – mit einer Ausnahme: „Bei Niederschlägen dürfen wir nicht an der Leitung arbeiten. Aber unser Versorgungsgebiet ist groß genug, um dem Regen kurzfristig auszuweichen.“, erklärt Krafft. Auch bei extremen Temperaturen, wenn die Hände in den dicken Spezialhandschuhen mit den langen Ärmeln in der Hitze schwimmen oder bei eisigen Temperaturen nicht so beweglich sind, ist das Team unterwegs: „Da ist so eine 8er-Mutter schon eine Herausforderung“, grinst der N-ERGIE Mitarbeiter. Er liebt auch dann seinen Job: „Wir haben in Franken schon tolle Flecken und die Aussicht von hier oben ist einfach traumhaft.“
Wichtig für die Energiewende
Dann fährt er ernst fort: „Für viele Firmen muss Strom jederzeit verfügbar sein. Deshalb können wir es uns immer weniger leisten, den Strom auch nur für kurze Zeit abzuschalten. Gleichzeitig werden durch die Energiewende aber immer mehr Wind- und Photovoltaik (PV)-Anlagen gebaut, die ans Netz angeschlossen werden müssen.“ Dafür müsste man den Strom eigentlich unterbrechen. Nicht so mit dem AuS-Team: „Wir schließen einen kompletten PV-Park an die Freileitungen an oder ersetzen einen Mast, ohne dass die Verbraucherin oder der Verbraucher merkt, dass wir überhaupt da waren“, lacht Bastian Krafft.
Dafür ist die hochisolierte Hubarbeitsbühne jeden Tag im Einsatz. „Um die Energiewende weiter zu unterstützen, haben wir eine zweite hochisolierte Hubarbeitsbühne bestellt und wollen ein zweites Team aufbauen. Dafür suchen wir noch neue Kolleginnen und Kollegen“, erklärt der Gruppenleiter. Er selbst war 2021 der Erste, den die N-ERGIE intern für diese Arbeit ausgebildet hat.
Enormes Portfolio
Externe Unternehmen schult die N-ERGIE ebenfalls in Arbeiten unter Spannung, denn ihr Wissen ist begehrt. Ihr Alleinstellungsmerkmal: das große Portfolio. „Neben den Freileitungen warten und reinigen wir auch Stationen im Innenbereich, ohne dabei den Strom abschalten zu müssen“, so Krafft. Da ist die Nachfrage für Schulungen auch bei Dienstleistern natürlich groß.
Es gibt viel zu bedenken
Seit Bastian Krafft im vergangenen Jahr Leiter des AuS-Teams wurde, arbeitet er fast ausschließlich am Schreibtisch. Auch hier ist sein Wissen bei der Koordinierung der vielen Einsätze und Aufträge wichtig. „Je weniger Abschaltungen, umso mehr Aufträge landen bei uns“, erklärt der Leiter. Für die Planung der täglichen Baustellen ist aber das Wetter oft ein wichtiges Kriterium. Viele Masten stehen auf Äckern und hier wird – wenn möglich – nur zwischen Ernte und Aussaat angefahren. Dazu muss auch noch das Wetter passen und die Hubarbeitsbühne darf nicht im Matsch versinken. „In solchen kurzen Zeitfenstern von meist nur 14 Tagen müsste man eigentlich überall in Franken sein“, erläutert Krafft und freut sich umso mehr auf die zweite hochisolierte Arbeitsbühne.