Von wegen Müll! Wie Abfall zu Fernwärme wird

© N-ERGIE, Silke Weiß

Wärme aus dem Netz kommt einfach und zuverlässig ins Haus. Aber woher? Wir sind der Nürnberger Fernwärme auf der Spur. Denn was Viele nicht wissen: Ein Teil unserer Fernwärme war tatsächlich mal Müll…

Etwa 70 Prozent der Nürnberger Fernwärme erzeugen wir in unserem Heizkraftwerk (noch) aus Erdgas. Bis 2035 soll die Fernwärme komplett CO2-neutral sein. Schon heute stammen 30 Prozent aus nichtfossilen Quellen, darunter sind rund 8 Prozent Öko-Wärme aus unserem Biomasse-Heizkraftwerk.

Und der Rest? War tatsächlich mal Müll – genauer gesagt Mülldampf aus der benachbarten Müllverbrennungsanlage des ASN (Abfallwirtschaftsbetrieb Stadt Nürnberg): Mit einer deutschlandweit einzigartigen Anlagen-Kombination arbeiten ASN und N-ERGIE Hand in Hand. Wie genau aus Restmüll zuerst Mülldampf und dann Fernwärme wird, haben wir uns mal genauer angeschaut.

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Vom Abfalleimer zum Müllbunker

Haushaltsmüll, der nicht recycelt wird, endet daheim zuerst im Abfalleimer und dann in der großen grauen Restmülltonne. Pro Kopf sind im Jahr 2022 in Nürnberg rund 188 Kilogramm an Restmüll angefallen.

Die Müllwerker des ASN bringen den Restmüll aus dem Stadtgebiet Nürnberg zur Müllverbrennungsanlage (MVA). Rund 30 Fahrzeuge mit einer Zuladung von durchschnittlich neun Tonnen sind hierfür Woche für Woche im Einsatz. Darüber hinaus liefern auch der Landkreis Nürnberger Land, der Landkreis Fürth und die Stadt Schwabach den Haushaltsmüll an. In der MVA landet der Abfall erstmal im riesigen Müllbunker. Er fasst rund 9.000 Tonnen Müll.

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© N-ERGIE, Michael Enderlein

Per Kran in den Verbrennungsofen

Zwei Kranführer in der Kanzel auf 21 Meter Höhe stapeln, mischen und lagern den Müll – rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Ein Kran kann dabei rund fünf Tonnen Müll auf einmal greifen. Rund eine Woche bleibt der Müll im Bunker, bevor er dem Verbrennungsprozess zugeführt werden kann.

Während dieser Lagerzeit wird die Temperatur des Mülls kontinuierlich gemessen. Denn achtlos weggeworfene Lithiumionen-Akkus oder Grillgut, dass nicht vollständig erkaltet ist, können brandgefährlich sein. Eine hohe Brandüberwachung und spezielle Löschanlagen mit Feuerlöschkanonen sind daher Pflicht.

Anschließend kommt der Müll über Trichter in die drei Verbrennungsöfen, in denen er verbrannt wird. Mit der dabei entstehenden Abwärme wird Dampf erzeugt. Die durch die Verbrennung entstehenden Abgase werden in der Rauchgasreinigungsanlage sehr sorgfältig gefiltert.

Die unverbrannten Reste wie Schlacke und Metallschrott werden gesondert gesammelt und zum Teil wiederverwertet.

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Über die Mülldampf-Brücke ins Kraftwerk

Der Hochdruckdampf hat eine Temperatur von 405 Grad und einen Druck von 41 bar. Aus dem Energiegehalt der verbrannten Abfälle konnten 2022 insgesamt rund 754.000 Tonnen Hochdruckdampf erzeugt werden. Pro Stunde schickt der ASN rund 100 Tonnen Mülldampf über Hochdruckdampf-Leitungen zur N-ERGIE. Diese Rohre liegen unter der „Mülldampf-Brücke“, die oberhalb der Bahnlinie verläuft.

Die silbrig glänzenden Leitungen transportieren den Dampf dann mehrere hundert Meter über das Kraftwerksgelände in Sandreuth ins Heizkraftwerk der N-ERGIE. Dort wird nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme erzeugt. Neben Erdgas und Biomasse kommt dazu rund 22 Prozent Mülldampf zum Einsatz.

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Aus dem Mülldampf wird Strom und Wärme

Im Heizkraftwerk angekommen erzeugt die Dampfturbine 4 Strom und Fernwärme aus dem Mülldampf: Zum einen wird die Energie aus dem Mülldampf im Generator der Turbine in mechanische Energie – in Strom – umgewandelt. Zum anderen wird die Abwärme nach der Stromproduktion genutzt, um Fernwärme zu produzieren.

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© N-ERGIE, Ronja Bleier

So kommt die Fernwärme nach Hause

Die „fertige“ Fernwärme verlässt das Kraftwerksgelände über unterschiedliche Fernwärmeleitungen. Über das Dampfnetz wird der Innen- bzw. Altstadtbereich versorgt. Am Heißwassernetz sind über Wärmetauscher bzw. Unterverteilstationen noch diverse Unterverteilnetze für einzelne Stadtteile bzw. Versorgungsgebiete angeschlossen. Die Leitungstrasse ist insgesamt rund 350 Kilometer lang.

Über den Hausanschluss kommt die Fernwärme in viele Nürnberger Wohnungen und sorgt für ein warmes Zuhause.

Mehr als 50.000 Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen nutzen die Nürnberger Fernwärme bereits. Die Wärme wird hinter einigen Anschlüssen noch in verschiedene Einheiten weiterverteilt. Damit ist rund ein Viertel des Raumwärmebedarfs im Nürnberger Stadtgebiet gedeckt. Um noch mehr Menschen einen Fernwärme-Anschluss zu ermöglichen, will die N-ERGIE das Netz in den kommenden Jahren stark ausbauen.

Wie der Ausbaupfad genau aussieht, ist abhängig von den Ergebnissen des Transformationsplans Fernwärme der N-ERGIE sowie der kommunalen Wärmeplanung der Stadt Nürnberg, die aktuell ausgearbeitet werden.

Weitere Informationen zum Abfallwirtschaftsbetrieb Stadt Nürnberg: www.asn.nuernberg.de

Erfahren Sie mehr über den Unterschied zwischen Nah- und Fernwärme und wie der Klimaschutzpfad der N-ERGIE aussieht, um die Fernwärmeerzeugung grün zu machen.

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