„Wir sind am Puls der Stadt“
Warum Philip Süß sich keinen besseren Arbeitsplatz als das Heizkraftwerk vorstellen kann
Kennen Sie jemanden, der uneingeschränkt positiv und voller Leidenschaft von seinem Job erzählt? Philip Süß ist so einer. Seine Begeisterung ist ansteckend, und seine Schilderung der Aufgaben im Heizkraftwerk der N-ERGIE beeindruckend. Schließlich geht es um nicht weniger als die zuverlässige Versorgung von Nürnberg mit Strom und Fernwärme.
Als Philip Süß im Jahr 2013 seine Ausbildung zum Mechatroniker begann und er bald danach zum ersten Mal ins Kraftwerk kam, war es gleich um ihn geschehen, erzählt der 26-Jährige lachend. „Ich kann es nicht anders sagen, aber es war wirklich Liebe auf den ersten Blick.“ An der felsenfesten Überzeugung hat sich seitdem nichts verändert. Sie wächst. „Wir sind am Puls der Stadt, quasi das Herzstück der Strom- und Fernwärmeversorgung, und wir gestalten die Energiewende und damit unsere Zukunft mit. Das ist spannend und dieser Gedanke beeindruckt mich immer wieder.“
Vergangenes Jahr hat sich der Fürther aufgemacht ins Ruhrgebiet, um in vier Monaten an der Kraftwerkschule in Essen die Vollzeit-Weiterbildung zum Kraftwerker zu absolvieren – die Kosten (inklusive Wohnung und Anreise) wurden komplett vom Unternehmen übernommen. „Das war schon eine Herausforderung, in den Monaten vorher und nachher neben dem Schichtdienst noch zu lernen, aber ich habe viel Rückhalt von meinen Kollegen erfahren.“ Das gute Miteinander ist für Philip Süß eine Grundvoraussetzung im Arbeitsalltag eines Kraftwerkers. „Der ganze Erzeugungsprozess läuft aufeinander abgestimmt, ein Rädchen greift ins nächste. Da ist es eine Notwendigkeit zusammen zu halten. Durch die Schichtarbeit lernt man sich auch sehr gut kennen – bei uns geht es angenehm familiär zu.“
Ob es um den Kontroll-Rundgang durch die Erzeugungsanlagen wie Turbinen und Dampfkessel geht oder beim sitzenden Dienst in der Leitwarte, der Kontroll- und Steuerungszentrale des Heizkraftwerks: Philip Süß mag die Vielfalt der anspruchsvollen Aufgaben im Bereich Produktion sehr. Enthusiastisch zieht er witzige Vergleiche: „Beim Rundgang als Läufer geht man mit dem Klemmbrett in der Hand wie eine Krankenschwester von Anlage zu Anlage: Sind alle gut versorgt, funktionieren die Ventile, passt der Druck? Und als Leitstandfahrer fühle ich mich vor den vielen Bildschirmen manchmal wie im Raumschiff Enterprise.“
Bei Störungen im Kraftwerk oder im Netz werde der Ton auch mal rauer. „Da braucht man schon ein dickes Fell, auch mit den Nachtschichten muss man umzugehen lernen. Aber da gibt es gute Angebote vom Betrieblichen Gesundheitsmanagement, die mir geholfen haben, trotzdem für ausreichend Schlaf zu sorgen.“ Wichtig sind dem Ausbildungsbeauftragten und früheren Mitglied der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV), dass es auch in stressigen Momenten bei einem respektvollen und fairen Umgang bleibt. „Wir sind und bleiben ein Team. Ich kann es schwer ertragen, wenn mit zweierlei Maß gemessen wird. Es hat mir bei der JAV großen Spaß gemacht, für die Probleme von Kolleg*innen ein offenes Ohr zu haben.“
Also einmal Kraftwerk immer Kraftwerk? Da muss Philip Süß keine Sekunde überlegen. „Klar, die N-ERGIE bietet nicht nur krisensichere Jobs, sondern auch viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Vielleicht hänge ich irgendwann noch den Kraftwerksmeister dran.“
Das N-ERGIE Heizkraftwerk und der Wärmespeicher in Nürnberg-Sandreuth
Bereits 2005 stellte die N-ERGIE die Produktion von Kohle auf Erdgas und die Gas-und-Dampf-Technologie um. 2012 folgte ein Biomasse-Heizkraftwerk. Seit Ende 2014 macht ein Wärmespeicher das Heizkraftwerk noch flexibler und erhöht die Einspeisemöglichkeiten für erneuerbare Energien. Zuletzt wurden 2022 die beiden bestehenden Gasturbinen durch zwei neue Gasturbinen (2 x 56 MW) ersetzt, die bereit sind für den Energieträger Wasserstoff (H2-ready).
Das Heizkraftwerk produzierte im Jahr 2022 rund 604 Mio. Kilowattstunden Strom und 1.293 Mio. Kilowattstunden Fernwärme. Mit der Kombination aus Gas- und Dampfturbinen-Anlage, Biomasse-Heizkraftwerk, Wärmespeicher und Elektroheizer können jährlich rund 200.000 Tonnen CO2 vermieden werden.