Strom und Wärme aus alten Möbeln? Sinnvoll für die Energiewende

© N-ERGIE, Ronja Bleier

Die N-ERGIE achtet bei der Planung des neuen Altholzkraftwerks am Standort Nürnberg-Sandreuth besonders auf den Luftschutz. Neben einem hocheffizienten Kessel soll die modernste Rauchgasreinigungs- und Filtertechnik zum Einsatz kommen. Die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte sollen so deutlich unterschritten werden.

Vor gut fünf Jahren war der Begriff „Altholz“ zum ersten Mal Thema bei der N-ERGIE. Um weniger fossile Brennstoffe zu nutzen, die CO2-Emissionen zu reduzieren und so die Dekarbonisierung voranzutreiben, starteten die Planungen für eine Anlage zur energetischen Verwertung von Altholz am Kraftwerksstandort Sandreuth. Das Ziel schon damals: Erdgas so weit wie möglich ersetzen – und zwar durch Altholz. Denn bislang hat Erdgas bei der Produktion von Strom und Wärme im Heizkraftwerk Sandreuth einen Anteil von rund 70 Prozent.

Um die Nürnberger Fernwärme klimaneutral zu erzeugen, setzt die N-ERGIE darüber hinaus aktuell auch auf den perspektivischen Einsatz von Wasserstoff, plant den Einsatz von Großwärmepumpen und prüft, ob Erdwärme zur Energieerzeugung in Frage kommen könnte. Mehr zum Klimaschutzpfad der N-ERGIE.

Was ist das Gute daran, Altholz zu verbrennen?

Altholz ist eine Ressource, die nicht extra gewonnen werden muss. Sie fällt in der Kreislaufwirtschaft ohnehin an – und das in zunehmendem Umfang. Der wachsende Versandhandel, die Transportindustrie, der Konsum sowie die Bauwirtschaft sorgen für ein stetig steigendes Angebot. Dazu zählen beispielsweise Verpackungen, Möbel sowie Abbruch- und Bauholz.

Altholz hat ein großes Potenzial, das die Energie- und Abfallwirtschaft bislang aber meist noch nicht voll ausschöpft. Von der reinen Entsorgung ohne energetische Nutzung, über den Einsatz zur bloßen Stromerzeugung bis hin zur Verwertung nur für Heizzwecke: Ein großer Teil des Energiewerts von Altholz verpufft meist.

Die N-ERGIE möchte hingegen das Potenzial des Energieträgers Altholz am Ende der Verwertungskette voll ausschöpfen und Altholz mit der größtmöglichen Effizienz nutzen. Sie setzt deshalb einerseits auf modernste Anlagentechnik, andererseits auf den hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungsprozess (KWK) mit dem Strom und Wärme produziert wird.

So kann das geplante Altholzkraftwerk den Anteil an regenerativ erzeugter Nürnberger Fernwärme deutlich erhöhen und die Energieerzeugung noch nachhaltiger machen.

Es gibt vier unterschiedliche Altholz-Kategorien:

  • A 1: naturbelassenes oder lediglich mechanisch behandeltes Holz (z.B. Euro-Paletten, Obstkisten, Vollholzmöbel)
  • A 2: verleimtes, gestrichenes, beschichtetes, lackiertes oder anderweitig behandeltes Altholz, ohne Holzschutzmittel und ohne PVC (z.B. Dielen, Bauspanplatten, Möbel ohne PVC-Beschichtungen)
  • A 3: PVC-beschichtetes Holz (z.B. Paletten mit Verbundmaterialien, Möbel mit PVC-Beschichtungen)
  • A 4: mit Holzschutzmitteln behandeltes Holz (z.B. Dachstühle, Fenster, Außentüren, Palisaden, Gartenhäuser und -zäune, imprägnierte Gartenmöbel, Bahnschwellen, Leitungsmasten, Munitionskisten, Brandholz)

Wie Altholz verwertet werden kann, regelt in Deutschland die Altholzverordnung, in der auch Schadstoffgrenzwerte für die entstehenden Holzhackschnitzel festgeschrieben sind.

Das Holz der Kategorien 1-3, das nicht mit Holzschutzmitteln behandelt ist, kommt in die „stoffliche“ Aufbereitung. Das Ergebnis: Recycling-Hackschnitzel, die zum Beispiel in Spanplattenwerken für den Möbel- und Innenausbau ein zweites Leben bekommen.

Altholz der Kategorie 4 (und zum Teil auch der Kategorie 3) ist dagegen ein Fall für die „thermische“ Verwertung. Es handelt sich um Holzmüll, der mit giftigen Holzschutzmitteln behandelt ist und nicht recycelt werden kann.

In der geplanten Anlage wird also kein Frischholz verwertet, sondern nur Altholz, dass auf keinem anderen Weg recycled werden kann. Das Altholz soll von Verwertungs-/Entsorgungsunternehmen aus der Metropolregion Nürnberg stammen, die keine eigenen Verwertungsanlagen und keine entsprechenden Abnehmer für dieses Material haben. Aktuell muss das Altholz von dort überwiegend in andere Bundesländer transportiert werden, um es zu entsorgen.

Wo kommt das Altholzkraftwerk überhaupt hin und wie wird die Luft geschützt?

Bei der Wahl des Standorts kann die N-ERGIE auf die bereits bestehende Infrastruktur in Sandreuth zurückgreifen. Dort können Dampfturbine, Generator und Heizkondensator des Heizkraftwerks mitgenutzt werden. Für den Abzug des Rauchgases aus dem neuen Kesselhaus gibt es bereits eine freie Röhre im bestehenden Schornstein, der seit der Umrüstung von Kohle auf Erdgas im Jahr 2005 nicht mehr genutzt wird.

Die N-ERGIE achtet bei der Planung des neuen Kesselhauses besonders auf den Luftschutz. Neben einem hocheffizienten Kessel soll die modernste Rauchgasreinigungs- und Filtertechnik zum Einsatz kommen. Die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte sollen so deutlich unterschritten werden.

Auch das Nürnberger Stadtbild würde sich durch die Anlage nicht verändern, da das Kesselhaus am Standort der alten Kohlesilos errichtet werden würde.

Warum steht die Altholz-Anlage noch nicht?

Nach den ersten Ideen für eine solche Anlage folgte zunächst der Einleitbeschluss zur Bauleitplanung mit Öffentlichkeitsbeteiligung im Oktober 2020. Daraus resultierte die Notwendigkeit den Flächennutzungsplan zu ändern, wofür der Einleitbeschluss und die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung im April 2022 erfolgte. Die beiden Verfahren werden im Parallelverfahren abgewickelt. Das Projekt und das dazugehörige Genehmigungsverfahren gestalteten sich aber weitaus komplexer als zu Beginn angenommen. Aufwändige Vorarbeiten wurden erledigt und zahlreiche Anspruchsgruppen in die Abstimmungen mit eingebunden.

Ende September 2023 hat der Stadtrat die 30. Änderung des Flächennutzungsplans und den Bebauungsplan Nr. 4669 „Altholzverbrennung“ beschlossen. Direkt im Anschluss geht die Planung in einen neue Genehmigungsrunde: Da die energetische Verwertung von Altholz in Heizkraftwerken nach den strengen Auflagen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) erfolgt, wird die N-ERGIE ein immissionsschutzrechtliches Verfahren für die eigentliche Anlage bei der Regierung von Mittelfranken einreichen. In dieses wird auch die Öffentlichkeit mit eingebunden. Wenn auch dieses Verfahren abgeschlossen ist, kann die N-ERGIE voraussichtlich im Jahr 2025 mit dem Bau starten.

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